Erlebnisbericht von Jonas Rabenstein!
Es ist Sonntag, 3. Juli 2022, 3 Uhr und der Wecker klingelt. Endlich ist der Tag da, auf den ich seit gut 16 Jahren hinarbeite: Die erste Langdistanz, diese bei der
Challenge Roth - in Zahlen heißt das: 3.8km Schwimmen, 180km Radfahren und zum Abschluss ein Marathonlauf. Das erste Mal bin ich mit 14 Jahren von Florian Kühnert (damaliger RSC'ler) stark beeindruckt gewesen, der sich diesem Wagnis auch gestellt hat. Einige Jahre mit viel Wettkampferfahrung und Hilfe durch den Verein (allen voran Michl Trautmann, der mir lange Zeit in der Jugend ermöglicht hat, zum schwimmen zu kommen) ist es nun also für mich endlich soweit.
Auch wenn ein Trainingsplan nicht so recht zu meinem Lebensstil passt, hatten die letzten Monate dann doch viel und gutes Training gesehen und ich fühlte mich definitiv bereit für die Distanz. Tatsächlich war meine größte Angst, bei meiner eigentlichen stärksten Disziplin -dem Radfahren- zu überziehen und dann auf dem Marathon zu wenig verbleibende Körner zu haben. Das ausgegebene Zeitziel war unter 9h30 zu bleiben - wenn es gut läuft war für mich selbst auch eine Zeit unter 9h18 als Plan zurechtgelegt: 1:07:08 Schwimmen, 4:48:59 Radfahren und dank Eva's Marathonzeit am Ende unter 3:17:24 zu bleiben - dazu noch Zeit zum Wechseln.
In Ruhe noch das Müsli essen - man ist ja genau deswegen zeitig aufgestanden - , und rein ins bereits gepackte Auto, um sich nach Roth fahren zu lassen. In der Wechselzone noch mal das Rad prüfen, die Reifen aufpumpen, den Helm zurechtlegen, mit den ein oder anderem (un)bekannten Teilnehmer noch reden und dem Start entgegen fiebern. Die Stimmung mit dem Nebel über dem Kanal ist natürlich traumhaft bei diesem Event und so vergeht die Zeit dann auch ganz schnell.
Von Zaun aus konnte ich noch den Start der Profis vom Zaun der Wechselzone aus mit ansehen. Dann ging es rein in den Neo und zum Fertigmachen für den Start der 3. Startgruppe um 6:55.
Das Schwimmen lief einfach nur top! Von Beginn an habe ich immer wieder gute Füße vor mir für den Wasserschatten finden können und so hat ein kurzer Blick auf die Uhr bei der Hälfte der Strecke nur 31 Minuten angezeigt - also deutlich schneller als geplant, ohne dass sich die Arme dabei schwer angefühlt haben. Das Schwimmen ging super weiter und ich konnte bereits nach 1:02:30 in die Wechselzone kommen.
Das folgende Radfahren war dabei wie oben bereits geschrieben meine größte Angst: zum einen darf man nicht überziehen und zum anderen schwebt immer der "technische Defekt" oder Platten wie ein Damokles-Schwert über einem. Die Tatsache, dass sich bei der holprigen Schleusenüberfahrt dann der Deckel für das Kästchen hinten am Rad mit den Reperatursachen verabschiedet hatte, machte es dann für den Kopf auch nicht besser. Entsprechend entschied ich mich, beim nächsten Service-Point anzuhalten, um mit Klebeband dafür zu sorgen, dass ich im Fall der Fälle mit dem restlichen Werkzeug dann auch auf Pannen reagieren könnte. Die Jungs dort mussten dann erst mal das Klebeband suchen und ich hatte (laut Edge) knapp 3 1/2 Minuten Standzeit. Nach diesem nicht ganz optimalen Beginn verlief der Rest des Radfahrens aber ohne weitere negative Vorkommnisse. Umso beeindruckender war die grandiose Stimmung auf der Strecke. Das Gefühl, in Greding den Kalvarienberg oder den Solarer Berg durch die Menschenmassen einmal selbst zu fahren, ist schon unbeschreiblich!
Nach 4:45:06 konnte ich auch hier unter der erwarteten Zeit bleiben und machte mich mit noch guten Beinen auf den abschließenden Marathon.
Blöderweise habe ich dann auf der Uhr statt des Lauftracks die Radstrecke geladen und die Uhr brauchte dann bis Kilometer 11, um wieder zu reagieren. Entsprechend musste ich auf mein inneres Gefühl hören, um nicht zu schnell loszulaufen - ohne die jahrelange Lauferfahrung wäre das sicherlich problematischer gewesen.
Nachträglich stellte sich heraus, dass ich diese Kilometer in exakt der richtigen Pulsregion gelaufen bin und mich dabei sogar so fühlte, mit einer Sub9 Zielzeit liebäugeln zu können.
Gegen Ende hin - gerade nach Büchenbach "rauf" - wurde es dann etwas zäh und als ich realisiert habe, dass die Sub9 nichts wird, gab der Kopf für knapp 1km mal etwas "nach". Aber ich kann mich wohl sehr glücklich schätzen, dass den ganzen Marathon (bzw. die ganze Langdistanz) nur ein einziges mal der Kopf etwas "gebockt" hat. Letztlich konnte ich meinen ersten "offzielen" Marathon dann mit 3:15:04 ins Ziel bringen und somit auch die von Eva in Fürth vorgelegte Zeit unterbieten.
Nach 9 Stunden, 7 Minuten und 5 Sekunden konnte ich überglücklich als gesamt 85. die Ziellinie überqueren - und damit in der AK30-34 den 19. Platz belegen. Leider gab es kein schönes Foto von diesem Moment - aber in meinem Kopf wird dieser für immer bleiben!
Auch wenn eigentlich nächstes Jahr wieder lange Radtouren geplant waren, wird es definitiv auch eine Langdistanz geben - zwar nicht Roth, aber die Challenge Montpellier. Mal sehen, ob dort für mich dann ein Sub9 möglich ist. Jetzt aber erstmal etwas entspannen und es genießen, dass ich Eva zum Essen einladen durfte, da ich im Marathon "schneller" war als sie. Ganz allgemein wäre diese Zeit ohne eine Trainingspartnerin wie Eva wohl nicht machbar für mich, da ich dann doch das "gemeinsam" am Sport sehr wichtig finde.
Kurzdaten:
Schwimmen: 3.8km in 1:02:30 (257. Gesamtrang)
Radfahren: 180km in 4:45:06 (98. Gesamtrang)
Laufen: 42km in 3:15:04 (105. Gesamtrang)